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Schweriner Volkszeitung,
03. Mai 2004
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Beats für mehr Ausbildungsplätze |
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Siebente Job Parade lockte 40 000
Teilnehmer an |
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Schwerin. Seinen Plattenkoffer trug
Dr. Motte selbst. Zehn Minuten vor dem Start enterte
der Berliner Star-DJ den Wagen der DGB-Jugend. Dann
konnte es losgehen. Pünktlich um 12 Uhr am
Maifeiertag begannen sich die 20 Wagen der Job Parade
durch die Schweriner Innenstadt zu schlängeln.
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Von Marco Zschieck |
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Über den Pfaffenteich hallen
tiefe Beats. Das Brummen der Motoren der schweren
Tieflader ist nicht mehr zu hören. Von der
Mecklenburgstraße aus begibt sich der Tross
auf seine 3,8 Kilometer lange Schleife. Vor, neben
und zwischen den Wagen tanzen Jugendliche. 40 000
sollen es sein, werden die Veranstalter sagen, ein
Viertel mehr als im vergangenen Jahr. |
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Spaß und Ernst kommen hier zusammen
und sich nicht in die Quere. Es ist bunt, laut,
es wird getanzt und gelacht. Doch gleichzeitig fordern
Teilnehmer ihr Recht auf Zukunft ein. „Gedrückt
wird sich nicht“, heißt es bei der Gewerkschaft
Nahrung, Genuss, Gaststätten zum Thema Ausbildung.
„Bundesanstalt für Abwanderung“,
steht am Wagen der IG-Metall-Jugend geschrieben.
Der Bützower Berufsbildungsverein denkt sogar
noch weiter: „Nach der Ausbildung ein Job,
das wäre topp!“ Mit der Losung „Wer
nicht ausbildet, muss zahlen“, hat der DGB
bei der siebenten Auflage der Job Parade ein zentrales
Thema gefunden. Die Forderung nach der Ausbildungsplatzumlage
findet sich an fast allen Techno-Trucks in Wort
oder Bild wieder. |
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Viel Energie und Ideen haben etwa
300 Ehrenamtliche in die Vorbereitung der Job Parade
gesteckt. Greenpeace hat sogar eine solarbetriebene
Soundanlage dabei. „Youth can't wait“
(„Die Jugend kann nicht warten“) heißt
auch in diesem Jahr das Motto der Parade. Bei der
bundesweit größten DGB-Veranstaltung
zum Tag der Arbeit möchte Ingo Schlüter
Druck machen für das Umlagegesetz. Der Vize-Chef
des DGB-Nord meint: „Es reicht. Nur noch jeder
vierte Betrieb in Mecklenburg-Vorpommern bildet
aus. Auf 100 Bewerber kommen noch 42 betriebliche
Ausbildungsplätze.“ In diesem Jahr werden
im Land 8850 Ausbildungsplätze fehlen, schätzt
das Wirtschaftsministerium. Zur Ausbildungsumlage
gebe es keine Alternative, so Schlüter. |
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Wie ernst es den Jugendlichen damit
ist, sieht man am Wagen des Jugendfördervereins
Parchim, der aus der Reihe heraussticht. Hier gibt
es keinen DJ sondern die Liveband Lymentria, die
hinter Gittern in die Saiten greift. „Ich
bin arbeitslos, holt mich hier raus!“, lautet
die Forderung. Dazu wird in gestreifter Sträflingskluft
getanzt. Weniger interessiert an Arbeitsplätzen
sind derweil dutzende Angehörige der autonomen
Szene, die es sich mit einem Bierchen in der Hand
auf dem Asphalt der Werderstraße gemütlich
machen. „Arbeit ist scheiße“,
heißt es hier. Die Job Parade hält das
nicht auf. Die Polizei meldet einen störungsfreien
Verlauf. |
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Um 15 Uhr startet so die Abschlussparty
auf dem Alten Garten. Bei strahlendem Sonnenschein
wird es zwar etwas staubig unter den Tanzenden,
was aber die Stimmung nicht trübt. Zum besten
Wagen wird der Truck IG Bergbau, Chemie, Energie
gewählt. Der hat nicht nur die meisten Luftballons
sondern auch einen phantasievollen Slogan zu bieten:
„Uns steht das Wasser bis zum Hals! Wann kommt
die Ausbildungsumlage?“ Und auch Dr. Motte
gefällt es sichtlich. Zur nächsten Job
Parade möchte er gern wieder kommen. |
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