Forderungen der DGB-Jugend
Nord
1. "Nationalen Ausbildungspakt" aufkündigen!
Der "Erfolg" des im Jahr 2004 von der Bundesregierung
mit den Arbeitgeber- und Kammerorganisationen
geschlossenen "Nationalen Ausbildungspaktes"
hat die tatsächliche Ausbildungssituation
für die Jugendlichen im Vergleich zum Vorjahr
nicht verbessert, sondern lediglich den langjährigen
Negativtrend gestoppt. Die aktuellen Rückgänge
des Ausbildungsstellenangebotes bestätigen
den Verdacht, dass der "Nationale Ausbildungspakt"
lediglich eine politische Luftblase war, mit
dem die Einführung des Berufsausbildungssicherungsgesetzes
und damit eine Ausbildungsumlage verhindert
werden sollte.
2. Umlage jetzt!
Wir wollen ein gesetzliches Verfahren, dass
die ausbildenden Betriebe entlastet und die
nicht ausbildenden Betriebe finanziell in die
Pflicht nimmt. Ausbildung darf nicht zu einem
Wettbewerbsnachteil für ausbildende Betriebe
verkommen. Wenn der "Markt" Jugendlichen Ausbildungs-
und damit Zukunftschancen im Namen von kurzfristigen
Gewinnen verbaut, so ist der Staat als marktregulierende
Instanz gefragt und muss diesem Marktversagen
entgegenwirken.
3. Jugendarbeitslosigkeit nach Ausbildung
bekämpfen!
Die Negativ-Rekorde der Jugendarbeitslosigkeit
sind ein gesellschaftlicher Skandal ersten Ranges!
Wir fordern die Bundes- und die Landesregierung
auf, ihre erfolgreichen Programme zur Bekämpfung
der Jugendarbeitslosigkeit sofort neu aufzulegen!
Insbesondere die Verzahnung von Investitions-
und Beschäftigungsförderung ist ein
Erfolg versprechender Ansatz.
4. Jugendliche nicht in 1 €-Jobs
abschieben!
Insbesondere jungen Menschen droht durch Hartz
IV die materielle und soziale Ausgrenzung. Wenn
der Anspruch "Fördern und Fordern" ernst
gemeint ist, dann müssen schnelle Vermittlung,
betriebliche Berufsausbildung, ein Arbeitsplatz,
ein betriebliches Praktikum oder eine berufsvorbereitende
Bildungsmaßnahme Vorrang haben. Die DGB-Jugend
lehnt die Erzwingung der Annahme von 1 €-Jobs
prinzipiell ab. Arbeit muss menschenwürdig
sein. Die Änderung der gesetzlichen Zumutbarkeitskriterien
zum Schutz der Betroffenen ist dringend geboten.
5. Bündnis für Ausbildung
in MV fortsetzen!
Wir fordern Landesregierung, Arbeitsgeberverbände,
Kammern und Bundesagentur für Arbeit auf,
das Landesbündnis für Ausbildung für
die Jahre 2006 - 2010 fortzusetzen. Dabei sollen
zukünftig folgende sechs Punkte Gegenstand
der Bündnisvereinbarung sein:
1. Ausweitung des betrieblichen Lehrstellenangebotes
2. Verbesserung der Ausbildungsqualität
3. Rückführung der staatlichen Auffangprogramme
4. Zielgenauer Einsatz der Landes-, Bundes-,
EU- und BA-Mittel
5. Ausweitung der Verbundausbildung und Berufsfrühorientierung
6. Zukunftsfähige Berufsschullandschaft.
6. Sonderprogramme weiter auf hohem
Niveau notwendig!
Solange das betriebliche Ausbildungsangebot
nicht ausreicht, sind sowohl das Bund-/Länderprogramm
als auch das Landesergänzungsprogramm auf
dem Niveau der Vorjahre fortzuschreiben. Um
die Übernahmechancen der hier außerbetrieblich
ausgebildeten Jugendlichen zu verbessern, ist
ein hoher Anteil von Betriebspraktika sicherzustellen.
7. Erhöhung der Ausbildungsbeihilfen
in den Sonderprogrammen sofort!
Die Ausbildungsbeihilfen sind in den letzten
9 Jahren nicht um einen Cent angehoben worden
und verharren seit 1996 bei 190 € im ersten
Ausbildungsjahr! Die DGB-Jugend fordert eine
sofortige Erhöhung um 50 € im ersten
und eine Aufstockung in den weiteren Ausbildungsjahren
um jeweils 60 €. Die Ausbildungsbeihilfen
sind für die Jugendlichen und ihre Familien
ein wesentlicher Beitrag zu Lebenshaltung.
8. Keine weiteren Warteschleifen!
Wir wollen zukunftsfähige Ausbildung und
nicht den Verschiebebahnhof in nutzlose Warteschleifen.
Tausende Jugendliche werden in M-V Jahr für
Jahr in Maßnahmen der Bundesagentur für
Arbeit und der Beruflichen Schulen geschickt,
nur weil das betriebliche Ausbildungsangebot
nicht genügt. Diese "Marktentlastung" kommt
die Steuer- und Beitrags-zahler teuer zu stehen.
Für die betroffenen ausbildungsreifen Jugendlichen
bedeuten sie Frust, Demotivation, vergeudete
Lebenszeit und Einkommensverluste.
9. Keine zweijährigen Schmalspurausbildungen!
Wir wollen keine weiteren drittklassigen zweijährigen
Schmalspurausbildungen, die weder für Jugendliche
wirkliche Perspektiven und Aufstiegschancen
darstellen noch die bei ihrer Einführung
von den Arbeitgebern und der Politik gemachten
Versprechungen auf Entlastung des Ausbildungsmarktes
erfüllen.
10. Betriebliche Ausbildungsstellen
statt "Einstiegsqualifizierungen"!
Die sogenannten "Einstiegsqualifizierungen"
werden offensichtlich weder von den Jugend-lichen
noch von der Wirtschaft akzeptiert. Statt dieses
Pseudo-Angebot des "Nationalen Ausbildungspaktes"
mit Gewalt auszuweiten, sollten sich die Kammern
um die Akquise echter betrieblicher Ausbildungsplätze
bemühen.
11. Landesprogramm gegen Rechtsradikale
jetzt!
Initiativen zur Auseinandersetzung mit Rechtsradikalen
haben in Mecklenburg-Vorpommern nicht die notwendige
kontinuierliche öffentliche Unterstützung.
Nach dem Wahlerfolg der NPD bei der letzten
Landtagswahl in Sachsen steht zu befürchten,
dass die NPD auch in Mecklenburg-Vorpommern
in den Landtag einzieht. Wir fordern die Rot-Rote
Landes-regierung auf, endlich ein Programm aufzulegen,
mit dem Verbände und Initiativen besser
unterstützt werden, präventive Arbeit
mit ehrenamtlichen Strukturen und unter Nutzung
der EU- und Bundesprogramme zu leisten.